Ein Glückspilz, wem es leicht fällt, morgens aus den Federn zu kommen und die Zeit am frühen Morgen zu nützen. Ich gehöre eher nicht zu den Glücklichen.
Was hält eigentlich die Bibel vom Frühaufstehen? Auf den ersten Blick wenig. Heisst es doch im Psalter: "Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und hernach lang sitzet und esset euer Brot mit Sorgen; denn seinen Freunden gibt er es im Schlaf." (Ps 127,2) Da haben wir es Schwarz auf Weiss. Dem Himmel sei Dank!
Aber nicht nur dies. Wer am frühen Morgen Menschen begegnet, ihnen in aller Herrgottsfrühe - was für ein Wort - einen guten Morgen wünschen, sie aufmuntern will, sollte es leise tun, denn wir lesen in den Sprüchen des weisen Königs Salomon: "Wenn einer seinen Nächsten des Morgens früh mit lauter Stimme segnet, so wird ihm das wie ein Fluch gerechnet." (Spr 27,14) Es ist also Vorsicht geboten beim Start in den Tag. Menschen sind noch hellhörig, sensibel, wollen eher behutsam in den Tag begleitet werden. Ach, was red ich von Menschen im Allgemeinen, ich will das. Und meine Nächsten wissen es.
Trotz der genannten Bibelstellen über vom frühen Aufstehen geplagte Individuen – die Bibel hält viel vom Aufstehen an sich. Nur der Wache und Aufgeweckte geht aufrecht und achtsam durch den Tag. Wird auch bereit sein, aufzustehen gegen Unrecht und Mutlosigkeit. Bezieht seine ganze Hoffnung aus der Auferstehung des Gekreuzigten und hat umso mehr ein Auge für die, die liegen zu bleiben drohen.
Ein Schüler fragt den Meister: "Kann ich irgend etwas tun, um erleuchtet zu werden?" - "Genau so wenig, wie du dazu beitragen kannst, dass die Sonne morgens aufgeht." - "Was nützen dann die geistlichen Übungen, die ihr vorschreibt?" - "Um sicher zu gehen, dass du nicht schläfst, wenn die Sonne aufgeht."
Summa summarum: Der Herr gibt’s seinen Freundinnen und Freunden wohl im Schlaf. Aber was würde das schon nützen, wenn sie nicht aufstünden?