Man hat unsere alte Waschanlage erneuert. Als ich hineinfahre, sieht eigentlich alles noch so ähnlich aus wie vorher. Aber dann gibt es plötzlich ein ratterndes, durchdringendes Geräusch, als ich den Wagen abstellen will. Es klopft an die Scheibe, der freundliche Herr von der Waschanlage meint, "am besten fahren sie noch mal zurück, die Bremse blockiert". Währenddessen rattert es die ganze Zeit wie verrückt, ein irritierendes Geräusch. "Sie müssen die Automatik auf N stellen", meint der Herr ganz geduldig und ich erwidere, dass ich das, soweit ich mich erinnere, auch getan habe.
Inzwischen ist nicht nur der Wagen, sondern auch die Waschanlage abgestellt. Da ich kein besonders enges emotionales Verhältnis zu dem Fahrzeug unterhalte, schlage ich vor, es einfach noch mal zu probieren, aber der nette Herr meint, er hole lieber einen Mechaniker zu Hilfe. Mit diesen Worten verschwindet er in der angrenzenden Garage. Ich bin sprachlos. Ist der Mann so um mein Auto besorgt? Oder, wofür ich durchaus Verständnis habe, doch eher um den Erhalt der nagelneuen Waschanlage? So oder so, die Situation ist mir erheblich peinlich.
Ich erwäge einen verzweifelten Moment lang, zurückzusetzen und wegzufahren, aber dafür ist es zu spät, der Mechaniker eilt bereits zu Hilfe. Wir diskutieren zunächst die Möglichkeit, den Wagen in der Waschanlage laufen zu lassen, aber dann würde der Regensensor reagieren und den Scheibenwischer starten. "Das kann man ja abschalten", erinnert mich der Mechaniker. Ein Gutes hat die Situation, denke ich, sie kann nicht noch peinlicher für mich werden. Aber sie kann. Der Mechaniker bleibt ganz ruhig und erklärt mir Schritt für Schritt, was zu tun ist, und in einem Nu sind wir startklar. Es kann losgehen!
Während das Auto endlich durch die Waschanlage gezogen wird, winken mir der Herr von der Waschanlage und der Mechaniker nach, als ob ich mit einem Überseedampfer in See steche. Ich verfolge erleichtert und etwas andächtig den Waschvorgang mit, und mir geht durch den Kopf, dass mir an diesem unerwarteten Ort Barmherzigkeit begegnet ist.
Im Römerbrief steht dazu etwas Bemerkenswertes: "Wer Barmherzigkeit übt, tue es heiter und fröhlich." (Römer 12, 8) Nicht sauertöpfisch und mit einer Haltung, die Dankbarkeit und Unterwürfigkeit erwartet, sondern einfach so, als ob Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit ganz selbstverständlich wären. Das macht denjenigen, dem die Barmherzigkeit widerfährt, nämlich auch heiter und fröhlich. Plötzlich kann man über die eigene Dummheit lachen. Am liebsten würde ich Ihnen schreiben, welche Waschanlage das war, damit Sie sie auch ausprobieren können. Da sieht man mal, wie man Menschen mit heiterer und fröhlicher Barmherzigkeit gewinnen kann!